Mittwoch, 15. Juni 2016

"Glitzerkatze und Stinkmaus" von Andreas Steinhöfel

Die Sache mit dem Regen.
Oder: Wenn die Große Glitzerkatze stinkig ist. 

Ich glaube, ich weiß jetzt, woran das mit dem vielen Regen in den letzten Wochen liegt: Die Große Glitzerkatze steckt dahinter! Aber lest selbst:

Aus: "Glitzerkatze und Stinkmaus" von Andreas Steinhöfel (Carlsen Verlag)















Ein ganz, ganz knuffiges Buch! Ich hab's auch als Hörbuch. Und wenn mir mal zwischendurch alles zu viel wird mit dem ganzen anstrengenden Erwachsensein und so, dann höre ich mir daraus sehr gerne ein paar Geschichten - vom Autor selbst gelesen - an. Hilft!

Die nicht glitzernde Glitzerkatze Pellegrine und die stinkende Stinkmaus Odoretta (hence the name!) sind ein so süßes und witziges und außergewöhnlich ungewöhnliches Freundinnenpaar - man muss sie einfach lieb haben.

Wenn sie einen "Geradeausflug" machen, eine Spatzmeise in Odorettas Schuh finden, wenn Odoretta in die Luft geht, weil Pellegrine ihr auf dem Rummelplatz mal eben ein Bündel Luftballons in die Pfoten drückt, dann fühlt man sich mittendrin und hofft, dass alles gut ausgeht für die beiden liebenswerten Außenseiter.

Außerdem - und davon kann man sich auch als Großer noch was abgucken - lassen sich die beiden nichts gefallen. Wer nicht anständig mit ihnen umgeht, bekommt das auch gesagt (oder getatzt). Okay, manchmal ist vor allem Pellegrine ganz schön direkt und angriffslustig. Aber sie weiß: Man darf sich echt nicht alles bieten lassen. Nicht von dem blöden Herrn Fischer, der sie einst vor die Tür setzte, nur weil sie nicht glitzerte, und auch sonst von niemandem.

Gutes Signal in einem Kinderbuch - wo Kindern doch üblicherweise im echten Leben früh klargemacht wird, dass (ihre) Wut ganz und gar nicht erwünscht ist. Zu unbequem. Aber vor unangepasstem Unbequemsein haben Glitzerkatze und Stinkmaus keine Angst. Und das ist einfach vanillegut - so wie Odorettas Duft, wenn sie sich freut.

Lese(t)räumchen meint:

Sonntag, 5. Juni 2016

„Die längste Nacht“ von Isabel Abedi (Hörbuch)




Die Macht des Erzählers

Darum geht es:

Was wäre, wenn du mit 17 erfährst, dass dein bisheriges Leben auf einer Lüge aufgebaut war? Einer Lüge, die dir deine Eltern aufgetischt haben, in der Annahme, es sei die Wahrheit?

Vita hat gerade das Abitur gemacht und macht sich nun mit ihren beiden besten Freunden, dem einfühlsamen Danilo und der lebhaften Trixie, zu einer neunwöchigen Europareise im VW-Bus auf.

Das Verhältnis zu ihrem Vater ist ganz gut, das zur Mutter desolat, weil lieblos und distanziert. Seit Vitas große Schwester Livia vor 13 Jahren bei einem Autounfall ums Leben kam, findet Vita keinen Halt mehr in dieser Familie, erlebt nur ein kühles, gut organisiertes Aneinandervorbeileben.

Umso mehr freut sich Via auf die grenzenlose Freiheit, die die bevorstehende Reise verspricht. Danilo, Trixie und Vita machen sich zunächst auf den Weg nach Italien. Im kleinen Örtchen Viagello treffen sie den sympathischen Seiltänzer Luca, der ihnen anbietet, auf seinem Grundstück zu campen.

Dort findet der bis dahin fröhliche Roadtrip für Vita ein unerwartet frühes Ende. Und doch beginnt ihre Reise erst – die Reise in ihre Vergangenheit nämlich. Denn Lucas Familie reagiert äußerst merkwürdig auf Vita, sie selbst hat seltsame Déjà-vus, ihr Asthma plagt sie mehr denn je – wie ein unbeschwerter Urlaub fühlt sich das wahrlich nicht mehr an, viel zu beängstigend erscheint ihr alles hier.

Und doch weiß sie, dass sie bleiben muss. Weglaufen gilt nicht. Nicht nur, weil zwischen Vita und Luca von der ersten Begegnung an eine unerklärliche, tiefe Verbundenheit da war und sich schnell eine zarte Liebesgeschichte entwickelt. Vor allem entfaltet sich langsam, sehr langsam, ein abgründiges Geheimnis, das Lucas und Vitas Familien untrennbar verbindet. Ein großes Knäuel aus Schweigen und Lügen kann nach und nach entwirrt werden, in vielen überraschenden Wendungen, die wieder alles infrage stellen, was man bis dahin als enttarnt geglaubt hatte.

Lese(t)räumchen meint:

Kann man die Erinnerungen von Menschen manipulieren?